Als meine Eltern meinten, sie würden am liebsten in die Wüste fahren, schüttelten Sascha und ich verständnislos die Köpfe. Wir wären eher länger im Etosha Nationalpark oder in Swakopmund geblieben. Meilenweite Leere und Einsamkeit klangen für uns wenig aufregend. Doch natürlich haben wir unsere Reiseplanung den Wünschen meiner Eltern angepasst und so hieß es nach zwei Tagen und drei Nächten Etosha: ab in den Süden.
Eine Nacht am Brandberg & Besuch im Damara Living Museum
Von Olifantsrus, einem wunderschönen Camp im Westteil des Etosha-Nationalparks, brachen wir morgens früh auf, um den Park durch das Galton Gate zu verlassen. Unser nächstes Ziel war der Brandberg. Doch auf dem Weg dahin, wollten wir dem Damara Living Museum bei Khorixas einen Besuch abstatten. Die Living Museums sind eine Initiative, die einen Einblick in das Leben der verschiedenen Völker Namibias ermöglicht. Menschen der entsprechenden Bevölkerungsgruppe führen Besucher durch ein Freilichtmuseum, das einem traditionellen Dorf nachempfunden ist, und erklären dabei, wie das Leben dieser Menschen vor fünfzig, hundert oder zweihundert Jahren ausgesehen hat.
Wir konnten einfach so vorbeikommen und bekamen dann eine Führung, bei der uns unter anderem vorgeführt wurde, wie die Menschen damals Feuer machten oder Leder gerbten. Meine Eltern waren besonders von der Sprache der Damara fasziniert: Khoekhoegowab verwendet vier verschiedene Klick- bzw. Schnalzlaute, die für einen Europäer nahezu unmöglich nachzumachen sind.
Nach dem Museumsbesuch fuhren wir die restlichen zweieinhalb Stunden zum Brandberg, wo wir auf der White Lady Lodge übernachteten. Der weitläufige Campingplatz liegt in einem trockenen Flussbett unter wunderschönen großen Bäumen. Wir hätten uns hier sicher auch länger aufgehalten, wenn wir nicht am nächsten Tag soviel vorgehabt hätten. Schon früh um acht fanden wir uns am Brandberg ein, um eine Wanderung zu den Felsmalereien zu unternehmen. Ein lokaler Guide führte uns durch das Tal und nach einer knappen Stunde (2,5km) erreichten wir die alten Zeichnungen, die, zugegeben, etwas weniger beeindruckend waren, als wir sie uns vorgestellt hatten. Doch schon allein für die Wanderung in dieser Felslandschaft hat sich der Abstecher sehr gelohnt!

Die Weite der Namib auf der Rostock Ritz Lodge erleben
Wir mussten nach der zweistündigen Wanderung zur „White Lady“ dann aber auch schnell weiter, denn wir wollten am selben Tag noch bis in die Namib nach Rostock Ritz fahren. Die Lodge liegt 240km von Swakopmund entfernt, und nachdem wir auch in der Küstenstadt noch ein paar Stündchen verbracht hatten, wurde es langsam ganz schön spät. So wurde unsere Fahrt durch die Wüste zu einer echten Sundowner-Tour, wie sie auf vielen Lodges in Namibia angeboten wird. Das sanfte Licht der untergehenden Sonne tauchte die Berge und Hügel rund um den Kuiseb-Canyon in seichte Rottöne und Mama überlegte schon, ob wir nicht einfach auf einem der anderen Campingplätze auf dem Weg übernachten sollten. Wir kamen auch wirklich erst im Dunkeln auf der Lodge an, aber da wir noch den ganzen nächsten Tag hier verbringen konnten, machte das nichts.

Der Namibia-Klassiker: die Dünenlandschaft rund um Sossusvlei
Was soll ich hierzu noch weiter sagen? Natürlich mussten wir nach Sesriem fahren und die großen Sanddünen besichtigen. Und weil wir auf dem staatlichen Campingplatz gezeltet haben, durften wir auch schon im Dunkeln losfahren, sodass wir noch vor Sonnenaufgang im Sossusvlei (60km vom Eingang entfernt) ankamen. Ein Teil unserer Gruppe kämpfte sich gegen den Sand auf die Spitze von „Big Daddy“, der höchsten Düne mit mehr als 300m, während ein anderer Teil unserer Gruppe die Landschaft eher von unten bestaunte.
Das Naukluft-Gebirge entdecken
Eine ca. dreistündige Fahrt führte uns von Sesriem in das Naukluftgebirge, wo wir wieder auf dem staatlichen Campingplatz des NWR übernachteten. Er liegt besonders schön an einem kleinen Gebirgsbach, der sogar Wasser führte (!), unter schattigen Bäumen, was vom Fehlen von Strom und Handyempfang ablenken konnte. Mama und ich nutzten die verbleibenden Stunden des Nachmittages, um eine kleine Wanderung zu unternehmen. Eigentlich hatten wir gehofft, auf natürliche Pools zu treffen, aber die konnten wir, trotz Karte, nicht finden. Die üppige Vegetation mit ihren blühenden, duftenden Sträuchern und das leise Plätschern des Wasserlaufs waren den Spaziergang aber mehr als wert. Besonders für mich war es nach acht Monaten in Namibia ein schönes Erlebnis, mal wieder etwas Wasser und Grün zu sehen.
Während unserer Reise bekamen auch meine Eltern zu sehen und zu spüren, dass Namibia so viele verschiedene Seiten hat. Auf karge Ödnis kann grüner Wald folgen, auf stehende Hitze zwischen roten Felsen die kühle Brise und Nebel am Meer. Und Sascha und ich sind am Ende doch sehr froh, dass wir noch ein paar Tage in der Wüste verbracht haben. Ganz so langweilig wie erwartet, war es nämlich eigentlich nicht.
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