Monatsrückblick – Oktober (Sascha)

Der Oktober ist rum und mein Monatsrückblick ist schon überfällig. Die Vormittage sind mittlerweile Alltag, die Arbeitstage vergehen wie im Flug und an den Wochenenden unternehmen wir immer wieder tolle Sachen. Das Leben hier gewinnt immer mehr an Normalität, nur die noch immer ansteigende Temperatur macht mir manchmal zu schaffen. 30°C sind normal und auch 35°+ in der Mittagszeit sind nicht ungewöhnlich. Da bleibt mir nach der Arbeit meist wenig Kraft um draußen irgendwas zu tun, sondern ich verbringe die Zeit im Haus, wo es zumindest einigermaßen kühl ist. Aber jetzt zum Monatsrückblick:

Daan Viljoen Nature Reserve

Da wir schon am Samstagabend von unserer Reise zurückgekommen sind und das Mietauto noch bis Sonntag haben, machen wir uns am frühen Morgen auf den Weg zum nahe gelegenen Daan Viljoen Nature Reserve, wo wir mit vier weiteren Freiwilligen wandern wollen. Die zwanzig Minuten Fahrt raus aus Windhoek sind schnell rum, doch am Eingang zum Park wird uns gesagt, wir könnten hier heute nicht wandern, da gejagt werde. Also müssen wir verägert umdrehen und zurück in die Stadt fahren, denn erst dort haben wir wieder Handyempfang, um die anderen zu erreichen, die mit dem Taxi gefahren sind. An allen Ein- und Ausfallstraßen in Windhoek liegen am Stadtrand Polizeikontrollstellen, wo man im Schritttempo durchfährt und von Polizisten ggf. herausgewunken werden kann. Auf der Rückfahrt in die Stadt lacht uns einer der Polizisten laut zu, weil wir nach so kurzer Zeit schon wieder zurückfahren. Mit Handyempfang können wir dann endlich die anderen erreichen, die, wie sich herausstellt, bereits im Park auf uns warten. Aus irgendeinem Grund hat uns also die Frau am Gate nicht durchgelassen, die anderen kurz vor uns aber schon. Also drehen wir wieder um und fahren zurück. Der Polizist macht große Augen als wir das dritte Mal an diesem Morgen durch die offene Kontrolle fahren, springt auf und bedeutet uns anzuhalten. Ich sitze am Steuer und werde ziemlich unruhig. Mit einem Lachen tritt der junge, in militärischen Tarnfarben gekleidete Polizist an mein Fenster und fragt was los ist. Wir erklären wo wir hinwollen und was passiert ist und er zeigt Verständnis. Die Papiere will er nach ein paar Minuten Gespräch dann trotzdem sehen. Und da beginnt das Problem. Keiner von uns hat seinen Ausweis dabei und ich habe auch meinen Führerschein zuhause gelassen. Den ganzen Roadtrip über hatten wir alles dabei und gerade für diese kurze Fahrt vergessen wir alles und werden kontrolliert. Leonie hat zwar Kopien von Pass und Führerschein dabei, aber da ich der Fahrer bin, hilft das nicht viel. Eine kleine Ewigkeit lässt uns der Polizist zappeln, stellt uns einige Fragen und stellt auch fest, dass hinten keiner angeschnallt ist, weil die Gurte kaputt sind. Irgendwann lässt er uns dann unter der Bedingung gehen, dass wir vor dem Ende seiner Schicht wieder zurückfahren. Mit einem Thank you Sir! verabschiede ich mich und bin froh, so glimpflich davongekommen zu sein. Am Gate zum Park angekommen, lässt uns die Frau, komischerweise ohne ein Wort zu der angeblichen Jagd zu verlieren, durchfahren und mit großer Verspätung – aber einer guten Story – stoßen wir zu den anderen.

Die 9km-Wanderung ist schön, aber bei der Hitze auch schon am frühen Morgen sehr anstrengend. Zebras, Gnus, Springböcke, Kudus und sogar eine Giraffe zu sehen, ist für uns nach den zwei Tagen in Etosha nichts ganz besonderes mehr, aber für die anderen aufregend und neu. Nach einer kalten Limonade auf der Lodge und einem Stück mitgebrachter Pizza vom Vorabend machen wir uns dann wieder auf den Heimweg. Wie zu erwarten springt unser Polizist wieder auf, als wir uns der Kontrolle nähern, und fragt, wie es war und ob wir ihm einen kühlen Drink mitgebracht haben. Nach einem kurzen und netten Gespräch lässt er uns dann fahren. Wahrscheinlich hat er das bisschen Abwechslung in seiner Schicht genossen und war nicht ehrlich darauf aus, uns das Leben schwer zu machen.

„Free your mind“ im Warehouse

Die für mich nach wie vor beste Unterhaltung hier haben Franziska und ich Anfang des Monats bei der Comedy Show „Free your mind“ genossen. Mehrere Komiker aus Namibia und Simbabwe gaben ihre Witze vor einem natürlich überwiegend schwarzen Publikum zum besten. Als Weiße waren wir deutlich in der Unterzahl und gerade auch als Deutsche immer wieder Ziel von Witzen. Eine ungewohnte, aber keine unangenehme Situation. Spannend fand ich vor allem einen Comedian, der viele gesellschaftlich problematische Themen auf sehr lustige und unterhaltsame Weise angesprochen hat, wie z.B. die Stereotypisierung der verschiedenen Stämme oder Alkoholmissbrauch.

Kirche in Namibia

Diesen Monat haben Franziska und ich zwei Sonntage unter anderem auch dazu genutzt, zwei verschiedene Kirchen und ihre Gottesdienste zu besuchen. Die erste war die All Nations Church, eine zur Pfingstbewegung gehörende Gemeinde. Darauf gekommen sind wir über die zwei Freiwilligen des YONA-Projekts, die auf dem Gelände der Gemeinde wohnen und dort regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Überpünktlich um zehn vor neun waren wir da und wurden von verschiedenen Leuten direkt ausführlich begrüßt, anderen vorgestellt und zu unserer Herkunft befragt. Einen Begrüßungs- und Anmeldeflyer gab es natürlich auch. Diese Mischung aus namibischer Offenheit und wahrscheinlich auch dem Wunsch, neue Leute direkt ins Geschehen zu ziehen, war sehr freundlich, aber mir als stillem Beobachter doch etwas zu viel. Das Gebäude ist von außen gut als moderner Kirchenbau zu erkennnen. Drinnen erinnerte mich weniger daran. Lange Stuhlreihen sind nicht zu einem Altar gerichtet, sondern zu einer Bühne, die mit bunten LED-Scheinwerfern ausgeleuchtet ist und auf der eine Band probt. Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keybord und Sänger. Darüber hängt eine große Leinwand, auf der zur Einstimmung ein Video mit Actionsport und animierender Musik läuft. Eingeleitet wurde der Gottesdienst von dem Gemeindehelfer, der mit Mikrophon bewaffnet für gute Stimmung gesorgt hat. Danach standen wir vierzig Minuten und haben mit der Band zusammen gesungen. Abgeschlossen wurde das Ganze von einer etwa 30-minütigen Predigt, die lebendig und ansprechend gehalten wurde. Völlig unvorbereitet, hat mich diese Art einen Gottesdienst zu halten, doch sehr überrascht und es fiel mir schwer, das mit der gewohnt andächtigen Stimmung in einer Kirche in Verbindung zu bringen.

Am nächsten Sonntag besuchten wir Freiwilligen alle zusammen die englische Messe (es gibt auch eine deutsche) der katholischen Kirche. Vieles unterschied sich hier kaum oder gar nicht von einer Messe in Deutschland. Nur die Länge hat uns überrascht und gegen Ende in der Hitze ungeduldig werden lassen. Nach einer fast halbstündigen, freigehaltenen Predigt und vielen für uns nicht relevanten Ansagen am Ende, dauerte der Gottesdienst fast zwei Stunden. Das Eis im Anschluss haben wir dann sehr genossen!

Neues in der Schule

Im Block, das heißt der durchgehenden Doppelstunde nach dem Hauptunterricht, hat meine fünfte Klasse jetzt Gartenbau. In einem Garten der ähnlich einem Gewächshaus mit einem großen Netz gegen Affen und andere Tiere abgespannt ist, haben sie in Zweiergruppen jeder ein Stückchen Garten bekommen, das sie bearbeiten und bepflanzen dürfen. Mit Fabian auch mal draußen zu sein und da was praktisches zu tun ist für mich, und ich denke mal auch für ihn, eine angenehme Abwechslung.

Mitte des Monats war Linda Thomas mit ihrem Programm Cleaning with meaning bei uns an der Schule. Mit ihrer Einstellung zum Putzen hat sie sowohl Kinder als auch Erwachsene erreicht und meine fünfte Klasse wollte direkt die ganze Klasse putzen. Dafür haben wir uns nach den Ferien zwei Stunden Zeit genommen und den Klassenraum systematisch geputzt und aufgeräumt. Die Kids hatten großen Spaß und haben ihren Klassenraum neu schätzen gelernt!


Das war´s mit den Neuigkeiten. Es ist Ende Oktober und die Supermärkte spielen schon Weihnachtslieder und dekorieren alles festlich. Für mich ist es sowieso schon ein Graus, so früh mit Weihnachten zu beginnen und noch viel merkwürdiger wird es durch das gefühlt völlig unpassende Sommerwetter. Dass der Sommer kommt ist so langsam schon zu sehen und ich freue mich schon auf die Regenzeit, wenn hier alles richtig grün wird!

Viele Grüße!

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