Die erste Reise in Namibia – Swakopmund und Etosha Nationalpark (Teil 1)

Das Reisen in Namibia ist unter allen Freiwilligen immer ein Thema und auch unsere Gruppe hat sich schon seit der Ankunft damit beschäftigt, wer wann wohin möchte. Was ist die günstigste Reisezeit? Welche Ziele lassen sich gut verbinden? Wann haben wir überhaupt frei?

Glücklicherweise haben wir an der Waldorf School praktisch die gesamten Schulferien zur Verfügung, da kommen wir auf circa 12 Wochen über das Jahr verteilt. Und die erste dieser Ferienwochen, der Mid-Term-Break des aktuellen Trimesters, fällt in das Ende des Oktobers. Nach knapp zwei Monaten, die wir jetzt hier sind, bot sich uns also die Möglichkeit für eine (kürzere) Reise. Gemeinsam mit Johanna und Leonie sowie Franziska, einer jungen Deutschen, die hier im Kindergarten arbeitet, beschlossen wir, zwei der obersten Ziele auf unserer Liste abzuhaken: Swakopmund und Etosha.

Besprochen, geplant, gebucht: nach sechs Tagen Roadtrip und fast 2000 gefahrenen Kilometern sind wir jetzt alle wieder zurück in Windhoek – und haben so viel zu erzählen. Aber vorweg eine kleine Übersicht unseres Reiseplans:

Montag: Früh morgens mit einigen Verzögerungen das Auto abgeholt und nach Swakopmund gefahren, wo wir für zwei Nächte eine schöne, große und überraschend günstige Ferienwohnung gebucht haben.

Dienstag: Ausflug zur Seelöwen-Kolonie von Cape Cross und nach Walvis Bay, um Flamingos in der Lagune zu beobachten.

Mittwoch: Morgens eine 60-minütige Quad-Tour durch die Dünen zwischen Swakop und Walvis Bay, danach lange Fahrt über Schotterpisten nach Outjo, Übernachtung auf dem Campingplatz einer Lodge, nicht mehr weit von Etosha.

Donnerstag: Mit Sonnenaufgang aufgestanden und nach Etosha gefahren, den ganzen Tag Tiere beobachtet, Übernachtung in Halali im Nationalpark.

Freitag: Weiter Safari in Etosha, Übernachtung in Namutoni im Nationalpark.

Samstag: Bevor es zurück nach Windhoek ging, in Etosha noch ein paar weitere Wasserlöcher angefahren.

Unser Auto und die Ausstattung

Unser Auto für die fünf Tage war ein älteres Toyota Hilux Modell (ein Pick-Up oder Bakkie wie sie hier genannt werden, mit geschlossenem Aufbau auf der Ladefläche) von Kalahari Car Hire. Obwohl es schon über 600.000 Kilometer auf dem Buckel hat, hat es uns doch zuverlässig nach Swakopmund, Etosha und zurück gebracht. Nicht nur die Vorteile eines SUVs (mehr Bodenfreiheit und Allrad) kamen uns zugute, sondern auch die vollständige Campingausrüstung. Zwei Dachzelte für jeweils zwei Personen, Stühle und Tisch, Kocher, Kühlschrank, Töpfe, Geschirr usw. Alles dabei und im Preis enthalten. Der Kühlschrank hat uns mit seiner Leistung sogar überrascht. In der ersten Nacht der Benutzung habe ich den auf halber Leistung laufen lassen und am nächsten Morgen war alles gefroren. Wir mussten die Milch erst auf dem Kocher auftauen, bevor wir unsere Cornflakes essen konnten.

Bei der Übergabe überkam mich das Gefühl, einen Trip in die Wildnis organisiert zu haben. Mit an Bord des Autos waren nämlich auch zwei Ersatzräder, ein Kompressor, zwei Wagenheber, diverses Werkzeug für kleinere Defekte, ein Abschleppseil, eine zweite Autobatterie und ein 40L Zusatztank Diesel. Was könnte da schon schiefgehen?

Obwohl wir sicher heimgekommen sind, haben uns ein paar Defekte an dem doch alten Auto Sorgen gemacht. Zum Beispiel die klemmenden Gurte auf der Rückbank. Und weil uns das ja nicht selbst schon klar war, mussten uns bei zwei Polizeikontrollen die Beamten natürlich darauf hinweisen, dass das so nicht in Ordnung ist – eine Strafe gab es zum Glück nicht. Überrascht hat uns auch der große Tank und die Sparsamkeit des Autos, denn auch nach vielen hundert Kilometern war die Tankanzeige immer noch auf full. Irgendwann mussten wir uns dann doch eingestehen, dass sie kaputt ist und wir besser mal tanken gehen sollten. Über einen Steinschlag in der Windschutzscheibe nach nur einer Stunde Fahrt haben wir uns sehr geärgert und lange gefragt, was uns die Vermietung dafür wohl in Rechnung stellen würde. Letztendlich wurde uns der Schaden sehr fair berechnet und wir wissen schon, wo wir im Dezember Autos für unsere größere Tour zu den Victoria Fällen und durch Botswana mieten werden.

Für den verhältnismäßig günstigen Preis von knapp 70 Euro pro Tag können wir uns nicht beschweren. Neuere Hilux Modelle der gleichen Vermietung hätten beinahe das Doppelte gekostet und uns nicht so viel mehr bieten können.

Cape Cross und die vielen Robben

Da wir mit eigenem Auto unterwegs waren (Swakopmund wäre von Windhoek aus auch gut und bezahlbar mit dem Taxi zu erreichen) beschlossen wir, die Chance zu nutzen und Dinge weiter außerhalb anzufahren. Am Dienstag sollte es nach dem Frühstück nach Cape Cross gehen, etwa 1,5 Autostunden nördlich von Swakopmund, welches etwa 300 Kilometer westlich von Windhoek direkt am Meer liegt. Die Küstenstraße wurde gerade erneuert und so konnten wir einen guten Teil der Strecke auf einer neuen Teerstraße fahren. Viele alte Straßen und Pisten werden in Namibia zur Zeit erneuert, wahrscheinlich auch, um das Land touristisch besser zu erschließen. Links der Atlantik, rechts die Wüste, mal steiniger, mal sandiger. Die Fahrt haben wir einmal unterbrochen, um in eine Seitenstraße Richtung Strand zu fahren. Zwanzig Meter vom Strand entfernt lag ein Fischtrawler in der Brandung. Von Vögeln völlig verdreckt und von Rost überzogen. Ein angolanisches Fischerboot, Motorschaden in der Brandung. Die nördliche Atlantikküste Namibias ist berühmt für seine Schiffswracks: sie wird deshalb Skeleton Coast genannt, oder auch Witman se Graf (Grab des weißen Mannes).

1484 betrat der Portugiese Diogo Cao als wohl erster Europäer die Landspitze an Cape Cross und errichtete dort auf Befehl des Königs ein steinernes Kreuz – daher der Name. Heute ist dieser Ort Heimat der größten und ältesten Robbenkolonie Namibias. Bis zu 100.000 Tiere liegen hier an Land oder tümmeln sich im Wasser. Begleitet von großem Gestank sind wir zwischen den Robben entlanggelaufen – der Versuchung sie zu streicheln konnten wir aber gerade so widerstehen.

Die fast 300 km zum Cape Cross und wieder zurück wären für deutsche Verhältnisse doch etwas viel für einen Halbtagesausflug, aber hier in Namibia liegen die Dinge einfach weit auseinander und wer was sehen will, muss solche endlosen Fahrten durch´s Nichts einfach in Kauf nehmen.

Quad Biking Tour durch die Wüste

Am Mittwoch hat der Wecker früh geklingelt, denn wir wollten vor der Abreise Richtung Etosha noch eine Quad Tour durch die Dünen machen. Auto gepackt, Wohnung aufgeräumt und los ging es zu Desert Explorers, einem Reiseveranstalter, dessen Hauptsitz am Ortsausgang nach Walvis Bay im Wüstensand gelegen ist. Nach einer kurzen Einweisung fuhr unser Guide Etosha (ja, wie der Nationalpark) vor uns und wir im Gänsemarsch hinterher. Schon nach ein paar Minuten waren wir in den riesigen Sanddünen verschwunden und haben nur manchmal Stadt und Meer hervorblitzen sehen. Eine Stunde lang sind wir mit Topgeschwindigkeiten von bis zu 60km/h durch den Sand geheizt und haben nur angehalten wenn jemand steckengeblieben ist oder um Etosha Bilder von uns machen zu lassen. Denn wie er sagt: „I know what you need“.

Mir hat das irre Spaß gemacht und ich hätte auch die zwei Stunden Tour gemacht! Denn welcher Junge hat nicht schon immer davon geträumt, mit einem Quad durch einen unendlich großen Sandkasten zu fahren?


Teil 2 des Reiseberichts kommt morgen.

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2 Kommentare zu „Die erste Reise in Namibia – Swakopmund und Etosha Nationalpark (Teil 1)

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