Was kostet Namibia?

Ich glaube, wer ins Ausland geht, denkt immer, dass er dort alles billiger bekommt. Okay, mit Einschränkung: in der Schweiz ist alles doppelt so teuer, das weiß jeder. Aber sonst, und vor allem in Ländern des globalen Südens, muss doch alles billiger sein! Na ja, nicht alles.

Die namibische Währung heißt Namibischer Dollar, abgekürzt NAD, N$ oder auch NAM-Dollar. Der Wechselkurs liegt momentan bei 15 bis 17 NAD für einen Euro. 100 NAD entsprechen also circa 6 Euro, 20€ sind etwa 350 NAD. Im Folgenden habe ich mal eine kleine Übersicht von Preisen in Namibia zusammengestellt.

Verkehrsmittel

Sich fortzubewegen ist in Namibia deutlich günstiger als in Deutschland, obwohl man immer auf´s Auto angewiesen ist, da es kaum öffentliche Verkehrsmittel gibt.

  • Gebrauchtwagen: Autos sind in Namibia teurer als in Deutschland, dafür zahlt man weniger Versicherung und andere Nebenkosten. Auch Reparaturen sind deutlich billiger. Einen passablen Gebrauchtwagen (z. B. VW Golf, älteres Modell) gibt es ab 50.000 NAD, was knapp 3000 Euro entspricht. Nur selten findet man was günstigeres. Das liegt u. a. daran, dass quasi alle Gebrauchtwagen importiert sind.
  • Mietwagen: bei Mietwagen kann man erstaunlich gute Deals machen und schon ab 15 Euro pro Tag einen Kleinwagen bekommen. Ein neuerer Geländewagen inkl. Campingausrüstung ist ab 70-80€ pro Tag zu bekommen. Für unseren, den wir im Etosha dabei hatten, haben wir ca. 60 Euro bezahlt.
  • Tanken: und auch der Sprit liegt unter europäischem Niveau: 80 deutsche Cent pro Liter (wobei der Benzinpreis in letzter Zeit gestiegen ist)
  • Parken: 6 Dollar für zwei Stunden im Parkhaus – das ist echt ein Witz
  • Taxi: eigentlich zahlt man für kürzere Strecken 12 NAD p.P., für längere das doppelte, aber als Tourist wird man häufig abgezockt und zahlt letztendlich deutlich mehr – 50 NAD oder auch 70 NAD sind keine Seltenheit (das sind dann trotzdem etwa 3-5 Euro pro Person und insofern noch viel günstiger als in Deutschland), private Taxiunternehmen und Airportshuttle-Services haben abweichende Preise, die im Normalfall höher sind.

Lebensmittel

Preislich sind die Produkte im Supermarkt mit denen in Deutschland zu vergleichen. Jedenfalls die meisten. Da gefühlt 90% der Lebensmittel aus Südafrika importiert werden, findet man leider selten regionale Produkte und auch Bio-Siegel o.ä. sucht man eher vergeblich. In manchen Supermärkten (z.B. Woermann&Brock oder Spar) trifft man dafür häufig auf alte Bekannte: Nussmischungen von gut&günstig zum Beispiel, oder Shampoo von alverde. Kein Witz. Dass die hier ungefährt das doppelte kosten, muss ich wohl nicht erwähnen. Aber fangen wir unsere Liste mit den unerwartet günstigen Dingen an:

  • Toastbrot: 8 NAD – das ist schon extrem günstig.
  • Avocado: ich vermute die sind so preiswert, weil in Namibia alles verkauft wird, was in Südafrika angebaut wird, aber nicht den EU-Importrichtlinien entspricht. Jedenfalls kosten Avocados hier nur 50 deutsche Cent.
  • Schokolade: ab 8 NAD für eine 80g-Tafel. Ist das vielleicht der Grund, dass ich schon jetzt ein paar Kilo zugenommen habe?

Und nun zu den Dingen, die gleich viel oder mehr kosten als in Deutschland:

  • 1l Milch: kostet etwas mehr als einen Euro
  • Käse: mein liebster Brotaufschnitt kostet in Namibia nicht unbedingt wenig. 900g billigster Gouda liegen bei 110 NAD (sechs bis sieben Euro), Brie oder ähnliches ist noch viel teurer.
  • Nutella: alle importierten Lebensmittel sind in Namibia teuer, so kosten auch 400g Nutella mindestens 100 NAD im Supermarkt

Unterhaltung

  • Kino: Oh ja, ins Kino zu gehen ist für Ausländer in Namibia wirklich erschwinglich: 60 NAD Eintritt, plus Popcorn und Getränke (jeweils ca. 1 Euro) – und Dienstags kostet eine Karte sogar nur die Hälfte, was wir regelmäßig zum Anlass nehmen uns die neuesten Blockbuster oder Komödien anzusehen
  • Club: Nicht nur der Eintritt in die Clubs ist in Windhoek günstiger als in Deutschland (30-60 NAD), sondern auch die Getränkepreise laden zu ausgiebigem Feiern geradezu ein. 25 NAD für ein Bier, 55 NAD für einen Cocktail, Shots gibt es ebenfalls günstig.

Essen gehen

Weggehen macht in Namibia wirklich Spaß, denn man hat am Ende eines Abends selten das Gefühl, sich gerade in den finanziellen Ruin gestürzt zu haben. Jeder Schüler/Student wird nachvollziehen können, dass Essen gehen, egal wie lecker der Burger oder die Pizza war, einfach immer einen bitteren Beigeschmack hat. Umso schöner ist, dass man in Namibia wirklich nicht mehr als 10 Euro für einen Restaurantbesuch ausgeben muss. Ein kleiner Blick in die Preisliste eines durchschnittlichen namibischen Restaurants:

  • Pommes: mit circa 30 NAD sind Pommes nicht nur super günstig, sondern (fast) überall auch total lecker
  • Pizza: über den Geschmack der namibischen Pizza kann man sich streiten (ich meine hallo, wer kam denn bitte auf die dumme Idee, Tomatensoße mit Ketchup zu ersetzen??) aber der Preis geht auf jeden Fall in Ordnung. Für 90 bis 160 NAD bekommt man eine leckere Mahlzeit, die häufig sogar für zwei Personen reichen würde.
  • Burger: im normalen Restaurant kostet ein Burger circa 90 bis 150 NAD. Bei Andy´s Bar in Klein Windhoek gibt es ihn sogar schon ab 55 NAD (3,20 Euro!!!). Und die Nicht-Vegetarier unter uns behaupten, er sei wirklich köstlich.
  • Wasser: für mich als dauerdurstige Wassertrinkerin sind die Preise für eine Wasserflasche in namibischen Restaurants wirklich ein Traum. Zwischen 15 und 25 NAD kosten 500ml, Softdrinks und Säfte sind nur wenig teurer.
  • Bier: verschiedenste lokale und ausländische Biersorten gibt es für 25 NAD. Da kann nicht mal die billigste Studentenkneipe mithalten.

Sonstiges

Telefonieren, Mobile Daten etc.: der Anbieter MTC bietet wöchentliche Tarife an, bei denen man für umgerechnet 2 Euro bis zu 3 GB Mobile Daten, 600 Freiminuten, 100 SMS und zusätzliche Daten für WhatsApp bekommt.

Klamotten: wie in Deutschland auch, ist die Preisspanne bei Klamotten riesig. Man bekommt auch hier eine Jeans für ein paar Euro, aber ebenso gut kann man dafür 100 Euro zahlen. Das einzige, was bei diesem Thema vielleicht interessant ist: man findet in Namibia kaum europäische Modeläden. Mango gibt es. Und Tommy Hilfiger. Und das war´s irgendwie auch schon.

Schuhe: Sneaker-Fans aufgepasst, Namibia dürfte euer Paradies sein. Vans, Converse und diverse Sportschuhe von Nike, PUMA oder Adidas kosten in Namibia deutlich weniger als in Deutschland! Vans zum Beispiel nur 40 bis 50 Euro, statt den üblichen 60 bis 70 Euro.

Reisen: auch wenn man das so ganz pauschal nicht sagen kann, ist es doch so, dass man in Namibia auch mit einem geringen Budget weit kommt. Soll heißen: Übernachtungsmöglichkeiten findet man für weniger als zehn Euro die Nacht, längere Strecken von mehreren hundert Kilometern kann man im Minibus für ca. 12 bis 15 Euro zurücklegen, der Eintritt in Museen, Ausstellungen oder zu Sehenswürdigkeiten kostet meist nicht mehr als zwei Euro. Unsere Reise im Oktober hat jeden von uns etwa 250 Euro insgesamt gekostet (inbegriffen waren der Mietwagen, Sprit, Essen, Unterkunft, Nationalparkgebühren, Aktivitäten wie die Quadtour).

Kunsthandwerk: wer als Tourist nach Namibia kommt, sollte sich nicht entgehen lassen, mal nach Souvenirs zu schauen. Aber wo? Die Möglichkeiten sind schier unendlich, vor allem in den Hochburgen wie Swakopmund gibt es gefühlt an jeder Ecke einen Souvenirshop mit „handgefertigtem“ Nippes. Auch an der Straße werden einem oft geschnitzte Holztiere, Schalen, Stoffe oder Schmuck angeboten. Aber Vorsicht: die sind manchmal echt überteuert und auch wer handelt läuft Gefahr, über den Tisch gezogen zu werden (jap, ist mir schon passiert, dass ich dasselbe Produkt im nächsten offiziellen Laden günstiger gesehen habe). Deshalb würde ich immer in das offizielle Craft Centre der Stadt gehen. Hier sind die Preise festgelegt und außerdem stellen häufig Initiativen aus, die sich um faire Löhne und Jobs für Sozialschwache einsetzen. Außerdem ist hier die Auswahl größer. Man lässt hier dann allerdings auch entsprechend zwischen 10 und 10.000 Euro.

 


 

Nachtrag: Beim Drüberschauen ist uns aufgefallen, dass die Preise im allgemeinen doch sehr billig wirken. Und das sind sie auch – aber nur für uns Europäer, die wir ausländische Währung und ausländische Gehälter, Renten oder Taschengelder mitbringen. Für viele Namibier sind die Preise alles andere als günstig und das liegt am deutlich geringeren Einkommen. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist fast 10x höher als das in Namibia*. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 120 Euro im Monat, mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos**. Was für uns also erschwinglich ist, ist nicht für jeden Menschen in Namibia so einfach zu bezahlen. Das wollten wir, der Vollständigkeit halber, noch klarstellen.

* Quelle: Wikipedia

** Quelle: https://www.namibia-info.net/namibia/wirtschaft.html und https://www.focus.de/reisen/videos/wohlhabendes-namibia-ein-land-geht-dem-aufschwung-entgegen_id_5289783.html

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