Nach der etwas nervigen, aber letztendlich erfolgreichen, Grenzüberquerung am Oranje ging es weiter entlang der nun N7 heißenden Hauptverbindung von Namibia und Südafrika in Richtung Süden. Es dauerte nur ein paar Stunden und aus den kargen Steppenlandschaften stachen plötzlich immer wieder Orangen- und Zitronenplantagen, große Weinberge und sogar Gemüsegärten aus der ansonsten trockenen Erde hervor. Ganzjährig wasserführende Flüsse ermöglichen hier, im Gegensatz zu Namibia, ein wenig Landwirtschaft – eine willkommene Abwechslung für unser Auge! Am frühen Nachmittag verließen wir die Hauptstrecke, die uns bis nach Kapstadt bringen würde, und fuhren auf sich eng windenden Schotterpisten in die Zederberge. Nach einer Stunde wurde ich irgendwann ziemlich ungeduldig, denn der sich ständig verschlechternde Zustand der Straße trug nicht unbedingt zu einer entspannten Fahrt bei. Endlich erreichten wir dann doch unseren Campingplatz, wunderschön in einem grünen Hochtal gelegen. Als einzige Gäste auf dem Bauernhof mit Campingwiese hatten wir viel Platz und Ruhe für ein kleines Feuer und eine kalte Nacht im Zelt.
Am nächsten morgen ging es wieder aus den Bergen heraus und schon bald ließen wir die Einsamkeit hinter uns und fuhren durch immer dichter besiedeltes Gebiet. Namibia ist mit seinen etwa 2,5 Millionen Einwohnern nach der Mongolei das am geringsten besiedelte Land der Erde. Südafrika hat im Vergleich dazu knapp 58 Millionen Einwohner. Am Nachmittag erreichten wir dann Kapstadt, doch die Suche nach unserer Unterkunft erwies sich in der ziemlich großen Stadt ohne Navi als etwas schwierig. Endlich angekommen wurden wir freundlich von unserer Vermieterin begrüßt und wir konnten unser AirBnb im wunderschönen Vorort Simon´s Town beziehen. Fünf Nächte hatten wir hier gebucht, um Zeit zu haben die Stadt und Umgebung zu erkunden.
Am ersten Tag sind wir ins Stadtzentrum an die Waterfront gefahren. Hier gibt es große Malls, leckeres Essen, Hafenanlagen und jede Menge Angebote für Bootstouren, Haitauchen und vieles mehr. Da es ein etwas kühler und sogar nieseliger Tag war, waren wir auch im Two Oceans Aquarium. Neben den vielen „normalen“ kleineren Fischen gab es auch große Rochen, Pinguine und sogar Haie. Auf dem Rückweg haben wir am Boulder´s Beach bei uns in Simon´s Town gehalten. Hier ist eine Kolonie Brillenpinguine beheimatet, die wir auf den Felsen am Meer und bei ihren Bruthöhlen in den Büschen anschauen konnten. Ein toller erster Tag!
Den zweiten Tag begannen wir mit einem Spaziergang durch den Kirstenbosch Botanical Garden, am Osthang des Tafelberges gelegen. Hier werden ausschließlich heimische Pflanzenarten gezeigt, Ziel ist unter anderem der Erhalt der einzigartigen Artenvielfalt der Kapregion, mit vielen endemischen Arten.
Nach dem Besuch im Garten fuhren wir in die Stadt und erkundeten zunächst auf eigene Faust. Im Bo Kaap, einem islamisch geprägten Stadtviertel, das für seine grellbunten Häuser berühmt ist, setzten wir uns in ein kleines Straßencafé und machten natürlich auch ein paar Bilder…
Am frühen Nachmittag schlossen wir uns einer kleinen Stadtführung an. Die führte aber vor allem durch die Gegenden, die wir schon gesehen hatten und obwohl wir natürlich noch ein paar Informationen bekamen, war es letztendlich leider nicht sonderlich spannend.
Abenteuerlich wurde es auf der Rückfahrt nochmal, als uns Google Maps durch eines der Townships navigierte. Wir schlängelten uns durch schmale, verstopfte Straßen voller Menschen und fühlten uns zunehmend unwohler. Kapstadt ist bekannt für seine hohe Kriminalitätsrate, an vielen großen Kreuzungen warnen Schilder vor Überfällen auf wartende Autos und Barbara, eine Klassenkameradin, die in Kapstadt zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, hatte einige Geschichten von Raub, Überfall, Betrug und sogar Schießereien in unmittelbarer Nähe zu erzählen. Dementsprechend unwohl fühlten wir uns in dieser Gegend, in der wir als Weiße natürlich aufgefallen sind. Bloß nicht zu lange halten, schnell wieder raus hier und auf gar keinen Fall eine Reifenpanne oder sowas. Wahrscheinlich hätten uns in einem solchen Fall viele nette Menschen geholfen, aber riskieren wollten wir es nicht. Am Ende ist natürlich nichts passiert und wir waren schnell wieder auf der Hauptstraße.
Mit der oben erwähnten Barbara unternahmen wir am dritten Tag einen Ausflug zum Cape Agulhas. Das ist eine eher unspektakuläre Ortschaft, die aber am südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents liegt. Von Kapstadt aus war das eine etwa dreieinhalbstündige Fahrt, die uns entlang der wunderschönen Küste Südafrikas führte und unter anderem auch durch Hermanus, einen kleinen Küstenort, wo man in ein paar Monaten viele Wale wird beobachten können. Am Ende war es kein so spektakulärer Ausflug, wie wir gedacht hatten und ich weiß nicht, ob ich das unbedingt nochmal machen würde. Aber es ist schön, sagen zu können, dass man am südlichsten Punkt Afrikas war und vor allem war es toll, dass wir so viel Zeit mit Barbara hatten. Denn nach acht Monaten Freiwilligendienst hatten wir einander natürlich viel zu erzählen und auszutauschen.

Der letzte Tag war für mich zugleich der schönste. Wir erkundeten die Highlights der Kap-Halbinsel und den Tafelberg. Los ging es mit dem Kap der Guten Hoffnung, einem windigen Stück Küste an einem grauen Tag. Die ersten zwanzig Minuten waren wir mit den Robben und Seevögeln allein, bis dann die Reisebusse anrückten.
Weiter ging es zu Cape Point, einem Aussichtspunkt an der Südspitze der Halbinsel. Hier wurden wir allerdings von einer Nebelwand begrüßt, welche die Sicht auf unter einhundert Meter reduzierte und uns den Spaß etwas verdarb.
Die Westküste der Halbinsel erkundend passierten wir Scarborough und Kommetjie, schöne kleine Örtchen mit großen Stränden voller Surfer. Das Highlight dieser Fahrt war der Chapmans Peak Drive. Über neun Kilometer schlängelt sich diese schmale Straße mit über 100 Kurven entlang der steil abfallenden Küste und bietet immer wieder fantastische Aussichten auf die Hout Bay.
Das letzte Ziel für diesen Tag war der Tafelberg, der etwa 1.000 Meter über Kapstadt ragt und die Silhouette der Stadt maßgeblich prägt. Viele Wanderwege führen rauf und runter, aber dafür muss man sich schon einen Tag Zeit nehmen. Da wir diese nicht mehr hatten (und nicht die größten Wanderfans sind), nahmen wir die Seilbahn. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, pro Stunde können bis zu 800 Menschen befördert werden. Oben angekommen wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf die Stadt, den Hafen und Robben Island belohnt. Und das alles bei tollem Wetter, von dem Nebel bei Cape Point war hier glücklicherweise nichts zu sehen. Diese Aussicht hätten wir auch nicht missen wollen!
Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg und erreichten am späten Nachmittag die Grenze, wo wir die Nacht wieder auf dem Campingplatz am Oranje verbrachten. Auch der letzte Tag unseres Trips bestand aus viel Fahrerei und am frühen Abend kamen wir endlich in Windhoek an.
Hier nochmal eine Übersicht unserer Route. Insgesamt sind wir über 5.100 Kilometer gefahren.
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