Der 21. März ist Namibias großer Feiertag. An diesem Tag vor 29 Jahren erkämpfte sich Namibia die Unabhängigkeit von Südafrika und ist seitdem ein Staat mit moderner, demokratischer Verfassung. Hier ein paar Eindrücke…
Die diesjährigen Feierlichkeiten fanden in der Hauptstadt statt, genauer gesagt im Independence Stadium. Ich war mit ein paar anderen Volunteers da – mich hat interessiert, wie die Namibier ihren Tag der Unabhängigkeit feiern. Zuerst einmal interessant (und nervig) war, dass ich keine einzige Information zum Zeitplan der Veranstaltung gefunden habe. Einen Bericht nach dem anderen habe ich angeschaut, aber einfach nichts gefunden. Über Umwege sind wir dann doch an ein Programm des Ablaufs gekommen. Gegen halb neun waren wir da, wurden durch Security geschleust und waren dann im Stadion. Das kannte ich schon von einem Sportevent mit verschiedenen Schulen. Heute sah es aber ganz anders aus: voller Leute, der Rasen mit Platten bedeckt, überall Flaggen und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte. Was auch auffiel: wir waren fast die einzigen Weißen dort. Zwei weitere habe ich noch in der Ferne gesehen. Hier in der Schule bin ich das gar nicht so gewohnt, hier haben wir ein ausgewogeneres Verhältnis. Aber natürlich stellen Weiße in Namibia mit einem Anteil von etwa 5% eine eindeutige Minderheit dar.
Die offiziellen Gäste erschienen nach und nach, nach Wichtigkeit sortiert. Unwichtigere zuerst, als letztes der amtierende Präsident, Hage Geingob. Interessant fand ich, dass neben dem Ehrengast Uhuru Kenyatta, Präsident von Kenya, auch die zwei früheren Präsidenten da waren. Zum einen Hifikepunye Pohamba, zum anderen der „Gründungsvater der namibischen Nation“, der inzwischen 89 jährige Sam Nujoma. Etwas spannender wurde das Programm, das bis dahin nur aus Musik und Ansagen bestand, als die Politiker mit einem großen militärischen Aufmarsch begrüßt wurden. Die Streitkräfte taten mir nach einer Weile ziemlich leid, wie sie da etwa eine Stunde in der prallen Sonne stehen mussten. Weiter ging es mit einem Überflug von Helikoptern und Kampfflugzeugen. Das Highlight war die Landung von sechs Fallschirmspringern im Zentrum des Stadions – aus großer Höhe abgeworfen, konnten wir sie einige Zeit beobachten, wie sie sich dem Stadion nähern und nacheinander landen. Damit endeten die militärischen Vorstellungen und zu einem Marsch der Kapelle verließen alle Truppen das Stadion. Jetzt ging es weiter mit kurzen kulturellen Einlagen wie Chor und Tanz. Leider war davon aber kaum was zu hören und so unterhielt man sich eher. Auch den ersten Reden wurde kaum Beachtung geschenkt. Nachdem wir über drei Stunden in der vollen Sonne saßen und langsam Kopfschmerzen bekam, entschieden wir uns die Reden der Gäste und des Präsidenten zu verpassen und heim zu fahren. Die Sonne war nicht mehr witzig und außerdem war von den Reden kaum was zu verstehen. Die Action hatten wir ja immerhin erlebt. Ich werde mir in den nächsten Tagen in der Zeitung anschauen, worüber gesprochen wurde.
2.5 Million Namibia Dollar wurden laut offiziellen Berichten für die Feierlichkeiten ausgegeben, das entspricht knapp 160.000 Euro. In verschiedenen Zeitungen habe ich sehr unterschiedliche Meinungen dazu gehört. Namibia ist ein insgesamt sehr armes Land, viele sehen solche Summen als Geldverschwendung an, wenn es an vielen Stellen dringender benötigt würde. Andere sagen, dass das ein wichtiger Tag für Namibia ist und das einen solchen finanziellen Aufwand rechtfertigt. Ich selbst kann und will mir da kein Urteil anmaßen.
In Deutschland habe ich Feierlichkeiten solcher Art noch nicht besucht, daher fällt ein Vergleich schwer. Die Stimmung war ziemlich gut, aber ich konnte mich mit dem Grund zu feiern natürlich nicht so sehr identifizieren. Wir waren eher als Beobachter da.
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