Monatsrückblick – Januar (Franziska)

Ein weiterer Monat neigt sich dem Ende zu, es ist schon der fünfte, den wir hier in Namibia verbringen. In vier Wochen werden wir die Hälfte unseres Auslandsjahres erreicht haben. Bevor ich beginne, über die Dinge zu erzählen, die im Januar passiert sind, möchte ich kurz auf die Reise zurückblicken, die Sascha und ich zusammen mit anderen Volunteers aus Windhoek Ende Dezember unternommen haben. Viele von euch haben ja schon unsere Reiseberichte gelesen, aber für alle, denen die drei Beiträge zu lang waren (was wir vollkommen verstehen können), habe ich den Link zu einem Video, das unsere Mitfreiwillige Anna von unserer Reise zusammengestellt hat: https://www.youtube.com/watch?v=Sn0vGPgFXtw

Zurück von den Victoria Fällen hatten wir noch fast zwei Wochen Ferien, die wir größtenteils bei Freunden im Pool verbracht haben, die gerade Housesitting gemacht haben. Sascha und ich haben außerdem weiter kleinere Arbeiten erledigt. Anlässlich des 100. Jubiläums der Waldorfpädagogik verschicken alle Waldorfschulen an alle anderen Waldorfschulen in der Welt eine selbstbemalte Postkarte. Und so durften Sascha und ich 600 Briefmarken auf 600 Postkarten kleben. Die Dame im Postbüro hat auf jeden Fall Augen gemacht, als wir an mehreren Tagen hintereinander nach hunderten Briefmarken gefragt haben! Und das war gerade mal die Hälfte der Postkarten.

Einen meiner freien Vormittage habe ich dazu genutzt, mir meine Haare „traditionell afrikanisch“ flechten zu lassen. Dazu habe ich mich früh morgens mit einem anderen Mädchen zusammen von Joseph nach Katutura fahren lassen. Dort gibt es einen Ort, an dem mehrere Frauen ihre kleinen Salons betreiben und die ausgefallensten Flechtfrisuren zaubern. Für mich sollte es aber erst mal ganz simpel sein: lange, dünne Flechtzöpfe, sog. „Braids“. Bloß, dass meine nicht geflochten, sondern eingedreht sein sollten, und dementsprechend „Twists“ heißen. Damit die beiden Frauen, die mir für 350 NAD eine neue Frisur verpassen sollten, ihre Arbeit beginnen konnten, mussten wir erst mal Plastikhaar in einem Discounter nebenan kaufen. Bewaffnet mit drei Tüten goldblondem Fakehaar machten sich zwei Frauen gleichzeitig an meinem Kopf zu schaffen. Ich war auf die Tortur vorbereitet und doch war es ganz schön anstrengend so lange still zu sitzen, auf dem Plastikstul in der Morgenhitze, vor der Sonne nur durch ein Blechdach geschützt. Das schlimmste jedoch war nicht die Hitze, sondern die Schmerzen. Jedesmal, wenn eine der Frauen einen neuen Zopf an meiner Kopfhaut befestigte, zerrte und zuppelte sie an meinen Haaren. Es fühlte sich manchmal an, als wollten sie meine Haare ausreißen.

Nach vier Stunden Rumsitzerei schmücken meinen Kopf nun beinahe 100 kleine Zöpfe und ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die ersten zwei Tage war es zwar noch sehr ungewohnt, so viel zusätzliche Haarmasse mit sich zu tragen, und bei jeder Bewegung der Zöpfe schmerzte mein Kopf, aber jetzt, nach fast drei Wochen, habe ich mich total dran gewöhnt und es tut auch gar nicht mehr weh. Nächste Woche will ich die Twists wieder rausmachen, aber wer weiß, vielleicht lasse ich mir meine Haare ja nochmal einflechten.

In der letzten Woche vor Schulbeginn fand für alle Lehrer und Mitarbeiter ein Seminar statt. Vormittags haben wir einen Vortrag von einer Referentin aus Deutschland gehört, Eurythmie gemacht und gesungen, nachmittags war Zeit, die (Klassen-)Räume vorzubereiten. Dementsprechend waren wir viel beschäftigt und es fühlte sich schon überhaupt nicht mehr nach Ferien an.

Am letzten Ferienwochende haben wir es endlich nach Okapuka geschafft. Die Farm liegt eine halbe Stunde außerhalb von Windhoek und bietet für wenig Geld Game Drives, also Wildfahrten im Safariauto, zu den hier lebenden Nashörner, Giraffen und Antilopen an. Da wir zu acht waren, haben wir uns für den Ausflug einen VW-Bus gemietet und machten uns mittags auf den Weg. Weil das karge Hügelland um Windhoek nicht genügend Nahrung für große Tiere bietet, muss die Farm zufüttern. Deshalb sind die Tiere an Menschen und Autos gewöhnt, und wir konnten dicht an sie heranfahren. Obwohl das eher ein Zoogefühl ist, macht ein Game Drive großen Spaß und von den erfahrenen Guides auf Okapuka konnten wir viel Neues über die Tiere und ihr Verhalten lernen.

Am nächsten Tag, dem Sonntag, sind wir ganz früh nach Krumhuk aufgebrochen, denn die Eurythmielehrerin unserer Schule hatte uns angeboten, dort auf ihren Pferden zu reiten. Zusammen mit Anna und Johanna sowie einer anderen Anna kamen wir ganz aufgeregt auf der Farm an. Natürlich wären wir am liebsten sofort auf´s Pferd gestiegen, doch das gestaltete sich schwierig – ohne Pferd. Auf Krumhuk steht der kleinen Pferdeherde das gesamte Farmgelände zum Weiden zur Verfügung. Was für die Pferde nach Paradies klingt, heißt für potentielle Reiter, dass sie sich auf eine längere Suche einstellen müssen. Mit einer der Pferdebesitzerinnen stiegen wir also in den Jeep und hielten Ausschau. Zum Glück fanden wir die Pferde schnell und konnten sie problemlos einfangen und satteln. Da sie aber circa vier Kilomter von der Farm entfernt grasten, mussten wir sie erstmal bis zum Stall zurückreiten. So wurde aus unserem kleinen Reitausflug ein etwas längerer Ausritt in der mittlerweile sehr heißen Sonne. Wir genossen es trotzdem sehr, mal wieder auf einem Pferd zu sitzen und zumindest ich wurde noch Tage später immer wieder an diesen Ausritt erinnert – von meinem Sonnenbrand und dem Muskelkater in den Beinen. Fünf Jahre Reitpause konnte ich deutlich spüren.

Nach diesem wunderbaren Ferienabschluss freute ich mich so richtig auf das Wiedersehen mit den Kindern. Das Schulgelände fühlt sich einfach etwas zu leer und verlassen an ohne sie und ich hatte sie über die sechs Wochen doch ganz schön vermisst. Unsere erste Arbeitswoche war dementsprechend aufregend und schön. Einige Kinder haben die Schule  verlassen, einige neue sind gekommen und wir freuen uns schon auf die Erstklässler, die wir ab der kommenden Woche bei uns im Afternoon Care begrüßen dürfen. Außerdem haben Johanna und ich in diesem Trimester noch einige zusätzliche Stunden vormittags bekommen, sodass uns sicher nicht langweilig werden wird. Die Zeit vergeht momentan sowieso total schnell, in fünf Wochen sind schon wieder kurze Ferien hier und unser Zwischenseminar mit den anderen Freiwilligen und danach sind es nur sechs Wochen bis zu den Osterferien.
Ihr seht, die verbleibenden sieben Monate in Namibia sind wirklich überschaubar!

Ich sende sonnige Hochsommergrüße aus Windhoek ins verschneite Deutschland und hoffe, dass ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid!

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