Ein Wochenende am Waterberg

Vor ein paar Wochen wurden wir (das sind Franziska und ich) von Anna und Patrick (zwei Freiwilligen von der Basketball Artists School hier in Windhoek) gefragt, ob wir sie nicht auf einen Wochenendausflug zum Waterberg begleiten wollen. Natürlich haben wir zugesagt und die beiden haben sich um alles weitere gekümmert: ein Auto, einen Zeltplatz und den Einkauf. Mit diesem Rundumsorglospaket ging es am vergangenen Samstag früh um sieben Uhr los. Die etwa dreieinhalb Stunden Autofahrt verliefen problemlos und waren schnell rum.

Schon von weitem, ist der Waterberg zu sehen und erkennen. Der Waterberg ist ein Tafelberg, das heißt er läuft nach oben hin nicht spitz zu, sondern bildet ein Plateau. Er ist knapp 50 Kilometer lang und etwa 15 Kilometer breit. Obwohl groß, ist er nicht sonderlich hoch. Etwa 200 Meter liegt das Plateau über der Umgebung – die Buschsavanne der Kalahari erstreckt sich hier so weit das Auge reicht. Das Plateau und die umliegenden Gebiete sind heutzutage ein Nationalpark, in dem neben zahlreichen Antilopen auch Giraffen, die seltenen Wasserbüffel und die von Wilderern massiv bedrohten Breit- und Spitzmaulnashörner zu finden sind.

Die Zufahrt zu unserer Lodge mit Campingplatz war die letzten 20 Kilometer nicht geteert, sondern Sand-/Schotterpiste. Da es aber noch nicht viel geregnet hat, war alles trocken und nicht schlammig. So bezogen wir unseren Campingplatz in der Waterberg Wilderness Lodge, dem nicht-staatlichen Camp.

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Feuerstelle, Sonnendach und bequeme Stühle, keinen Strom, kein Licht

Nach einem kleinen Frühstück wollten wir natürlich den Pool erkunden, den wir mit großer Freude menschenleer vorfanden. Gleich zwei Pools standen den Campern zur Verfügung, beide abseits der Stellplätze gelegen, umgeben von halbhohen Büschen und Bäumen und mit einem schönen Blick auf die Felsformationen in der Umgebung. Mit Quellwasser befüllt, war das Wasser weder zu kalt noch zu warm, sondern eine angenehme Abkühlung in der mittlerweile fast unerträglichen Mittagshitze.

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Allein für den Pool hat sich der Trip gelohnt

Der Hunger trieb uns nach ausgiebigem Baden zurück zum Camp. Nach dem Mittagessen war Zeit für eine Mittagspause. Etwa eine Stunde lang dösten wir im Schatten unseres Wellblechs und wurden langsam aber sicher weichgekocht. Fast 40°C sind auch im Schatten nicht ohne… Am frühen Nachmittag gingen wir an der Rezeption bezahlen und setzten uns in das Restaurant der Lodge. Hier bekam jeder ein kaltes Getränk und mit fantastischer Aussicht spielten wir einige Stunden Karten.

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Ein Hauch von Luxus

Dass unser Ausflug eher ein Entspannungstrip war, bemerkt man vielleicht daran, dass sich der Tag nach unserem Hunger gestaltete. Gegen sechs Uhr machten wir in unserem Grill also ein Holzfeuer und stellten einen Topf Nudeln drauf. Es dauerte ein Weilchen, aber in Kombination mit einer fertigen Soße aus dem Glas waren die Nudeln ein schöner Abschluss des Tages. Einfaches Essen schmeckt beim Camping immer doppelt so gut – wir verschlangen problemlos ein Kilo Nudeln. Während es immer dunkler wurde und wir noch eine Weile beisammen saßen, fing es über den Bergen an zu blitzen. Wir konnten es leider nicht direkt sehen, da es nie ganz zu uns hinüberzog. Zu hören war auch nichts. Trotzdem faszinierend.

Dieser Campingplatz war eindeutig für Geländewagen mit Dachzelten gedacht. Am Hang gelegen und nur harter Sand und Stein als Untergrund lud der Ort nicht unbedingt dazu ein, sein Zelt aufzuschlagen. Patrick und ich entschieden uns also dazu, auf der betonierten Fläche unter dem Wellblechdach zu schlafen – quasi unter freiem Himmel. Die Mädels wollten doch lieber das Zelt aufbauen, nachdem wir an der Rezeption vor Schlangen und Spinnen gewarnt worden waren. Das machte sie etwas nachdenklich. Als wir beim Zähneputzen im Waschraum dann auch noch einen Skorpion entdeckten, waren auch wir etwas besorgt. Aber das zweite Zelt jetzt noch im Dunkeln aufzubauen war auch irgendwie nichts. Also mit Antimückenspray eingedieselt und im Schlafsack verkrochen. Was sollte schon passieren? Keine zehn Minuten nachdem wir alle eingeschlafen waren, fing es natürlich an zu regnen. Da es selbst abends immernoch heiß war, hatten die Mädels die Oberplane des Zelts nicht aufgeschlagen. Also mussten sie nochmal rausklettern und das schnell nachholen. Wir wurden zwar etwas nass, aber das Dach tat alles in allem seinen Dienst und außerdem hörte es nach kurzer Zeit wieder auf zu regnen. Die Nacht verlief ansonsten ereignislos. Ich habe sehr gut geschlafen und war wenig motiviert aufzustehen, als Franziska uns um 5.15 Uhr weckte, damit wir den Sonnenaufgang anschauen gehen konnten. Bis zu dem Aussichtspunkt in der Nähe waren es nur fünf Minuten Fußweg, die habe ich selbst im verschlafenen Zustand gerade noch bewältigen können.

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Da schliefen wir noch seelenruhig, glücklicherweise unbeachtet von sämtlichen Schlangen, Spinnen und Skorpionen
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Die Aussicht war zwar schön, doch der Sonnenaufgang nicht ganz so überwältigend wie erhofft, da viele Wolken die Sicht versperrten.

Nach dem Frühstück waren wir pünktlich um sieben Uhr bereit für die kleine Wanderung, die wir geplant hatten. Hut, Wasserflasche, Kamera und feste Schuhe. Der „Andersson Trail“ führte uns von unserem Campingplatz aus entlang des Berghanges durch und über Gestrüpp, Felsen und Wald zumeist bergauf. Für mich, der ich nun kein großer Wanderer bin, waren hauptsächlich die Aussichten zwischendurch erfreulich.

Das Plateau des Waterbergs besteht aus einer porösen wasserdurchlässigen Sandsteinschicht, die auf einer leicht geneigten, wasserundurchlässigen Gesteinsschicht steht. Das Wasser sickert von oben durch den Sandstein und tritt an Quellen an der geneigten Seite aus. Die Quelle, die in das Tal sprudelt, hat das ganze Jahr über, selbst in der Trockenzeit, Wasser und versorgt die Tier- und Pflanzenwelt sowie alle drei Lodges mit frischem Wasser. Die Lodges zapfen die Hälfte des Wassers ab und leiten es in langen Rohren zu den Duschen, Wasserhähnen und Pools ihrer Anlagen und füllen es auch als frisches, leckeres Trinkwasser ab. Ihren Strom gewinnen sie mithilfe von Solarenergie und funktionieren somit ein Stück weit autark.

Der letzte Teil unserer Wanderung verlief unten in der Talsohle. Dort zu gehen war viel angenehmer und auch wunderschön, da die Quelle dort ihren Wasserlauf hat und die Landschaft grün macht. Grünes Gras, blühende Büsche, große Bäume, riesiger Bambus. Ich habe mich gefühlt wie im Paradies, so üppige Natur habe ich in Namibia noch nicht gesehen. Erst als ich das alles gesehen habe, merkte ich, wie sehr mir das fehlt. Grüne Natur und nicht immer nur dornige Büsche mit winzigen Blättern. Das war herrlich.

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Es war nun allerdings auch schon neun Uhr und die Sonne fing an, immer heftiger zu brennen. Wir blieben also nicht lange und machten uns schnell auf den Rückweg. Zurück wählten wir nicht wieder den Andersson Trail (nach Karl Johan Andersson benannt, der den Norden Namibias erkundete und der erste Europäer am Waterberg war), sondern gingen die Autopiste in der Talsohle entlang. Das war nicht die schönste Strecke, aber mir war das ziemlich egal. Hauptsächlich bald ankommen. Für die insgesamt neun Kilometer brauchten wir am Ende drei Stunden, ohne dass wir lange Pausen gemacht haben. Ich für meinen Teil war ziemlich fertig (die Sonne macht körperliche Betätigung hier echt nicht einfacher) nach dieser „kleinen“ Wanderung. Natürlich hat es sich trotzdem gelohnt!

Wieder im Camp angekommen haben wir schnell unsere Sachen gepackt um uns ins klimatisierte Auto zu setzen. Einen kleinen Umweg nach Otjiwarongo nahmen wir in Kauf, um dort zu tanken und uns ein Frühstück zu besorgen, dann ging es bis nach Windhoek ohne Pausen durch.

Es war ein toller Kurztrip, der uns allen großen Spaß gemacht hat! Es ist schön, mal aus der Stadt rauszukommen. Für mich war die Quelle und das damit verbundene Grün ein absolutes Highlight. An dem Ort hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht! Aber auch die Tiere die wir beobachten konnten, waren sehr faszinierend. Hier also noch ein paar Eindrücke:

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Als wir abends nochmal an den Pool zurückkehrten, huschten dutzende Klippschliefer durchs Unterholz. Ein niedlicher Anblick!
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Dieser Pavian-Familie (die ihre Halbstarken als Vorhut geschickt hatte) wären wir lieber nicht auf unserer Wanderung begegnet…
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Nicht nur wir mussten zwischendurch mal Pause machen
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Das wohl süßeste Tierchen in Namibia: ein Dik-Dik, winzige Antilopen von der Größe eines Rehkitz

 

 


Kleiner Zusatz von Franziska für alle, die selbst mal den Waterberg besuchen wollen:

Als ich vor einem Jahr mit Benedict und Jakob am Waterberg war (mehr dazu hier), haben wir im staatlichen Camp von Namibia Wildlife Resorts übernachtet und sind im Nationalpark gewandert. Diesmal waren wir eben in der Wilderness Lodge. Beide Möglichkeiten haben ihre Vorteile. Der staatliche Campingplatz ist, meiner Meinung nach, nicht so schön in die Natur eingebettet wie der Campingplatz der Wilderness Lodge, dafür kann man im Nationalpark eine Wanderung auf das Plateau machen, von wo aus man einen unschlagbaren Ausblick hat. Wahrscheinlich würde ich aber trotzdem nochmal in die Wilderness Lodge fahren, allein schon wegen der traumhaften Pools 😉

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